7.7.2021

Agile Teamstruktur und Teamkultur gehören zusammen: Wie du sie aufbauen, entwickeln und verbessern kannst

Axel Singler
Geschäftsführer Haufe Talent

Das heutige Unternehmensumfeld ist von globaler, schneller Veränderung, hoher Komplexität und vernetzten Prozessen gekennzeichnet. In diesem Kontext sind Unternehmen von gut aufgestellten (agilen)Teams und deren reibungsloser Kooperation abhängig. Doch wie wir alle wissen, reicht es nicht, eine Ansammlung von hoch spezialisierten Expert:innen einfach nur in einer organisatorischen Einheit zusammenzubringen und diese als Team zu bezeichnen. Denn ein Team ist nicht allein durch sein Fachwissen erfolgreich. Es kommt genauso auf die Teamstruktur, die gelebten Werte und die Teamkultur an, die erst ein echtes Team ausmachen. Dieser gruppendynamische Prozess mussbegleitet werden, damit das gewünschte Ziel - ein high performing Team - auch erreicht werden und sich permanent weiterentwickeln kann.

[#anchor1] Teamstrukturen geben Orientierung [#anchor1]

Genau wie es in der gesamten Organisation oft Mischformen gibt, eignet sich auch nicht für jedes Team die gleiche Teamstruktur. Viel eher gelten gemischte Teamstrukturen als zukunftsweisend. Neben klassisch arbeitenden Mitarbeiter:innen, die genau definierte Aufgabenpakete haben, entstehen agile(re) Teams, die zeitlich und projektbezogen flexibel einsetzbar sind. Und es gibt Kollegen:innen, die gerade erst anfangen, sich mit agilen Arbeitsweisen zu beschäftigen. Alle hier denkbaren Teamstrukturen erheben unterschiedliche Ansprüche sowohl an Mitarbeiter:innen als auch an Teamleads, um den sich ständig wechselnden Anforderungen gerecht zu werden.

Tatsache ist, dass ein Team dauerhaft am leistungsfähigsten ist, wenn jedes Mitglied mit seinen Fähigkeiten am richtigen Platz und mit den richtigen Aufgaben eingesetzt wird. Um mit der VUCA-Welt Schritt halten zu können und „nachaußen“ wettbewerbsfähig zu sein, verändern Unternehmen deshalb zunehmend ihre internen Strukturen. Flachere Hierarchien und selbstverantwortlich arbeitende (=agile) Teams eröffnen flexiblere Handlungsoptionen. Traditionelle Führungskonzepte mit Weisung und Kontrolle haben spätestens hier ausgedient und müssen neu gedacht werden. Das ist anspruchsvoll!

[#anchor2] Agile Teamstruktur aufbauen [#anchor2]

Die Teamstruktur spiegelt den Aufbau und die Ziele des Teams wider. Ziel ist es, dass sich das Team selbst organisiert und dynamisch aufgestellt ist. Somit verstehen wir unter einem agilen Team, ein weitestgehend selbstorganisiertes Team, welches komplexe Aufgaben besonders flexibel, kreativ und produktiv erledigt. Meistens setzt sich ein agiles Teamfunktionsübergreifend zusammen, um ein bestimmtes Projekt zu meistern. Dabei bilden Selbstorganisation und Eigenverantwortlichkeit die grundlegenden Merkmale von agilen Methoden. Selbstbestimmt also - Wofür braucht es dann in agilen Teams Struktur und Regeln? Keine nach herkömmlichem Verständnis. Aber: agil heißt noch lange nicht, jede:r macht was er:sie will. Auch „flache Hierarchien“ brauchen klare Regeln: Wer hat welche Befugnisse und wer trifft bestimmte Entscheidungen? Führungskraft oder Teamlead sollten dies – am besten gemeinsam mit dem Team – erarbeiten und deutlich machen, wer der richtige Ansprechpartner in welchem Aufgabenbereich ist. Sprich klare Zuständig- und Verantwortlichkeiten. Gerade hier ist also eine ein deutige Rollenverteilung wichtig.

[#anchor3] Teamstruktur entwickeln und verbessern [#anchor3]

Unterschiedliche Teamstrukturen bedürfen besonderer Führungskompetenzen. So sollten Führungskräfte einschätzen können, welche Teamstruktur sie benötigen, um den Anforderungen des Business gerecht zu werden. Dazu gehört auch, das Teampotenzial der jeweiligen Mitgliedereinzuschätzen und zu entscheiden, in welche Teamstruktur jede:r am besten passt und wie zu fördern ist. Denn auch viele Führungskräfte müssen erst lernen, wie agile Prinzipien angewendet werden und dabei Schritt für Schritt flexible Strukturen aufbauen und eigenverantwortliche Teams entwickeln.

Diese Denkanstöße unterstützen dich beim Aufbau der optimalen Teamstruktur:

- In welchem organisatorischen Umfeld bewegt sich dein Team?

- Wo und mit welchem Ziel steht ihr in der Wertschöpfungskette im Unternehmen?

- Gibt es ein gemeinsames Ziel, für das alle im Team arbeiten/brennen?

- Hast du mehrere Teams zu strukturieren, die miteinander verbunden sind?

- Welche Funktionen und Rollen sind bereits vorhanden?

- Welche Kompetenzen gilt es aufzubauen?

- Auf welche Spielregeln der Zusammenarbeit wollt ihr euch verständigen?

- Wie kommuniziert ihr intern und wie nach extern?

- Welche Methoden braucht das Team, um agil zu arbeiten?

Da Teams immer in Bewegung sind(Teammitglieder kommen dazu oder verlassen das Team, neue Aufgaben fallen an etc.) ist Teamentwicklung ein kontinuierlicher Prozess, den ein Teamdurchläuft, um Abläufe und Strukturen innerhalb der Gruppe weiter zu entwickeln und zu optimieren.

Und obwohl Menschen sehr komplex und vielschichtig sind, haben sie das Grundbedürfnis nach Stabilität und Sicherheit. Psychologische Sicherheit ist erwiesenermaßen der wichtigste Treiber erfolgreicher Teams. Und hier kommen wir zum „Klebstoff“ oder der DNA eines (agilen) Teams: der Teamkultur.

[#anchor4] Die Teamkultur spielt immer mit [#anchor4]

Der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick erkennt vier verschiedene Dimensionen von Teamkulturen, nämlich Underachiever Team, Zweckgemeinschaft, Kuschelteam und Spitzenteam. Nach seiner Theorie sind jene Teams am erfolgreichsten, die sowohl eine hohe Sach- als auch eine hohe Beziehungsorientierung aufweisen.

 Abb. Die 4 Dimensionen von Teamkultur von Paul Watzlawick (1969)

Wie entsteht nun Teamkultur und wie lässt sie sich positiv beeinflussen? Teamkultur entsteht nicht von heute auf morgen. Sieentwickelt und verfestigt sich mit der Zeit. Dabei spielen Gewohnheiten und Verhaltensmuster der Teammitglieder genauso mit hinein wie vorhandenes Wissen, gelebte Werte aber auch Traditionen. Soll nicht heißen, dass die Teamkultur in Steingemeißelt ist. Sie kann immer wieder verändert und beeinflusst werden, je nach dem wie sich das Team verändert. Sie sollte genau wie die Team-Entwicklung eine Daueraufgabe sein.

Das sind die positiven Einflussfaktoren auf die Teamkultur

- Transparente Kommunikation

- Gutes Konflikt-/Problemlösungsverhalten

- Intrinsische Motivation der Teammitglieder

- Effiziente Entscheidungsprozesse

- Klare Verantwortlichkeiten und Aufgabenverteilung

- Gemeinsame Ziele und Wertvorstellungen

- Diversität in der Teamzusammensetzung

- Gesunde Fluktuation (frischer Wind)

- Positive Fehlerkultur

- Gemeinsam erarbeitete Spielregeln

- Hohe Identifikation mit dem Team

-  Passende Chemie/Sympathie

- Innovationsfähigkeit

 

Will man nun die Teamkultur und die damit einhergehende Zusammenarbeit im Team verbessern, ist es wichtig, all diese Einflussfaktoren genauer für das jeweilige Team zu betrachten und festzustellen, wo sich das Team gerade befindet. Mangelt es z.B. an Zugehörigkeitsgefühl oder herrscht Unzufriedenheit bzgl. der Aufgabenverteilung, gibt es zwischenmenschliche Probleme oder unterschiedliche Auffassungen bzgl. der Arbeitsqualität etc.? Hier gilt es die verschiedenen Spannungsfelder offenanzusprechen und gemeinsam Lösungen zu finden.

 

Ein streng hierarchisch geführtes Team mit command& control Struktur wird aller Wahrscheinlichkeit nach nie als agil arbeitendes Team mit einer New Work-Kultur zusammenarbeiten. Teamstruktur und -kultur gehören zusammen und müssen gemeinsam entwickelt und kontinuierlich verbessert werden. Das sind die besten Voraussetzungen für erfolgreiche Teams.

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Axel Singler
Axel Singler ist Geschäftsführer von Haufe Talent. Singler transformierte den vorher demokratisch strukturierten Geschäftsbereich der Haufe Group in eine agile Netzwerkorganisation und setzt sich intensiv mit Talent Experience und Team Performance auseinander. Er ist überzeugt, dass Business- und HR-Verantwortliche sich zukünftig auf Teams als die wahren Leistungsträger von erfolgreichen Unternehmen fokussieren sollten. Er ist einer der führenden Experten zum Thema Agile Transformation. Seine langjährige HR-IT-Cloud-Erfahrung sowie sein umfassendes Know-how für New Work und Agilität bilden die Grundlage seiner Arbeit.